Biografie von Brigitte (Name geändert) - Angehörige

Vertiefung der Persönlichkeitsstabilisierung

1 Ich mache mir klar, was Co-Abhängigkeit für mich bedeutet.

Ich akzeptiere, ich bin eine Angehörige.
In meiner Kindheit lernte ich mich anzustrengen, alles gut zu machen, um von meinen Eltern anerkannt zu werden. Sie konnten mir oft keine Nähe und Zuwendung geben, wenn ich es brauchte. Sie waren sehr oft mit anderen Problemen und Dingen beschäftigt, wie z. B. viel arbeiten und putzen. Mein Vater war viel unterwegs und das störte meine Mutter sehr. Wenn er zu Hause war, kam es öfters zwischen ihm und meiner Mutter zu einem Streit und es gab länger andauernde Perioden, in denen meine Eltern sich weigerten, miteinander zu sprechen. Ich blieb still und tat so, als würde ich nicht mitkriegen, was meine Eltern sich gegenseitig antaten.
Ich und mein älterer Bruder mussten unsere Mutter viel im Haus und Hof unterstützen. Als dann meine acht Jahre jüngere Schwester geboren wurde, übertrug meine Mutter mir ganz viel Verantwortung für sie. Aber das machte mir nicht allzu viel aus. Ich ging ganz darin auf ein gutes Mädchen, liebenswert, nützlich und gut in der Schule zu sein, um Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung von meinen Eltern zu bekommen. Vor allem wollte ich es damit meiner Mutter recht machen. Als ich meinen späteren Ehemann kennenlernte, war ich es schon gewohnt für andere Leute Verantwortung zu übernehmen.

1.1 Die Entwicklung zur Co-Abhängigkeit vollzieht sich bei mir schleichend und unauffällig
a) Kennzeichen sind folgende Entwicklungen.

  • Meinen Mann habe ich sehr jung kennen gelernt. Bereits zu Beginn ist mir aufgefallen, dass er zu viel Bier trank. Trotzdem habe ich meiner Wahrnehmung nicht getraut und habe von Anfang an Entschuldigungen für ihn gefunden, beispielsweise: „Junge Männer trinken manchmal über den Durst, das ist normal oder so schlimm ist das nicht“.
  • Ich verharmloste das Alkoholproblem und war lange Zeit überzeugt, dass ich ihm helfen kann, sein Trinkverhalten in den Griff zu bekommen, wenn ich mir nur genug Mühe geben würde und mich nur genügend um meinen Mann kümmern würde. Aber das war ein Irrglaube.
  • Ich habe mich oft geschämt und durch Erklärungen wie: „Er hat ja so viel Stress, dann kränkelt er manchmal“, habe ich ihn oft in Schutz genommen und sein Verhalten entschuldigt.
  • Ich habe die Verantwortung für meinen Mann übernommen, in dem ich sehr oft für ihn geredet und für ihn z. B bei seinem Arbeitgeber gelogen und ihn krankgemeldet habe.
  • Ich habe öfters beim Einkaufen den Alkohol für ihn besorgt. Ich machte es, damit es nicht zu Konflikten kommt und mein Mann mit Vorwürfen, beleidigt und mit Schweigen reagiert. Das hat mich belastet und ich konnte es schwer aushalten.
  • Ich wollte sein Trinkverhalten kontrollieren und suchte in der Wohnung und im Keller nach Verstecken. Ich wollte ihn beim Lügen ertappen, damit ich ihn zur Rede stellen und ihm beweisen kann, dass er doch etwas getrunken hat.
  • Alkohol hatte immer mehr Platz in unserer Beziehung eingenommen – doch ich konnte lange Zeit nicht akzeptieren, dass mein Mann alkoholkrank ist. Nur durch den Rückblick mit der Gruppe und Akzeptanz meines Verhaltens, konnte ich mein Verhalten verändern.

b) Negative Persönlichkeitsveränderungen mit Tiefpunkt durch meine Co-Abhängigkeit.

  • Mein tägliches Empfinden wurde mehr und mehr zu einem negativen Kreislauf: Zunehmend fühlte ich mich unruhiger und hektischer. Ich machte mir häufig Sorgen und war zunehmend gedanklich bei meinem Mann. Wo ist er gerade? Wie kommt er nach Hause? Wie geht es mit uns weiter?
  • In dieser schwierigen Zeit haben wir uns entschieden gemeinsam ein Haus zu bauen. Ab Baubeginn nahm das Trinken immer mehr zu. Meine Angst und Sorgen, wie alles weitergehen soll, verdrängte ich immer mehr und redete mir immer wieder ein, dass sich alles zum Positiven ändern wird, sobald wir eingezogen wären.
  • Für meine eigenen Bedürfnisse sorgte ich immer weniger, dafür übernahm ich umso mehr die Verantwortung für meinen Mann:
    Trank mein Mann wenig oder gar nicht, fühlte ich mich gut: „Jetzt wird es besser!“ und meinte, alles unter Kontrolle zu haben. Hat mein Mannviel getrunken, fühlte ich mich als Versager und schuldig: „Was mache ich bloß falsch, dass mein Mann sich betrinkt?“
  • Ich machte ihm oft Vorwürfe, schimpfte und belehrte ihn. Er versprach mir, nicht mehr so viel zu trinken
  • Gleichzeitig beruhigte ich mich: „Andere Männer trinken doch viel mehr“.
  • Ärgerliche Stimmung, Wut und Enttäuschung, weil mein Mann meine Ermahnungen nicht ernst nahm und mir aus dem Weg ging, belasteten mehr und mehr unser Zusammenleben. Ich fühlte mich oft im Stich gelassen und hatte keinen Ansprechpartner mehr.
  • Ich fühlte mich oft gekränkt und unbeachtet. Wir haben zuletzt wenig zusammen unternommen, denn am Wochenende hat mein Mann viel gearbeitet und am Sonntagvormittag geschlafen.
  • Ich war lange Zeit inkonsequent – drohte oft mit Scheidung und gleichzeitig lag mir viel daran, unsere Beziehung zu retten.
  • Außerdem bemühte ich mich noch mehr, so viel wie möglich zu vertuschen und schön zu reden, damit andere nichts von unserer Situation mitbekamen – mir war es sehr wichtig, dass andere gut über uns reden und das war sehr anstrengend für mich.
  • Von Freunden und Bekannten zog ich mich mehr und mehr zurück, da ich mich für das Verhalten meines Mannes sehr schämte – dafür suchte ich umso mehr Kontakt zu meiner Mutter.
  • Ich weinte oft heimlich, jammerte und bemitleidete mich selbst, war oft hilflos und verzweifelt, weil sich am Trinkverhalten meines Mannes nichts änderte. Ich gab ihm die Schuld und machte ihn zum Sündenbock für meine unangenehmen Gefühle.
  • In Situationen, in denen ich besonders verzweifelt über sein Trinken war, wünschte ich ihm den Tod.
  • Ich fühlte mich zum Schluss oft erschöpft und kraftlos. Ich meinte: Mein Mann verstellt mir mein Glück, ich bin erst dann glücklich und zufrieden, wenn er sich ändert.
  • Zuletzt, alles was ich unternahm, führte nicht zum gewünschten Erfolg. Eine gute Kollegin, mit der ich offen mich über meine Situation sprach, erschrak: „Was tust du dir an? So kann es doch nicht weiter gehen! Du musst unbedingt was machen und such Dir Hilfe!“
  • Ich begann meinen Weg zu verändern! 
  • Ich informierte mich und nahm Kontakt auf mit der Freien Suchtselbsthilfe Nördlingen. Ich erlebte dort wie wichtig es ist, mich mit großer Anteilnahme selbst zu akzeptieren und verstand langsam, ich kann die Alkohol-Krankheit nicht verändern. Nur, absolut nur ich selbst kann mich ändern mit dem 1. Schritt der Akzeptanz. Wie schwer dieser Satz ist, begriff ich nur langsam. In dieser Selbstveränderung der Akzeptanz liegt die Kraft, da ich alles loslassen muss, von dem ich meinte es hilft mir. Diese Kraft der Selbstveränderung ist mir heute noch wichtig, mit dem 1. Schritt der Akzeptanz, in Verbindung mit Bindung und Bildung, mit der ich alle meine behinderten Muster immer wieder loslassen kann. Gut ist es auch, wenn ich meine ungesunde Gewohnheiten Gott abgebe und so in Verbindung mit Gott komme. Das schaff ich nur, wenn ich bereit bin zur Umkehr und das Gute aufnehmen will.
  • Ich erkannte und akzeptierte vor allem auch, dass meine Verhaltensmuster, das heißt meine Reaktionen ebenfalls krank (co-abhängig) sind, und dass ich aus diesem Karussell aussteigen kann, wenn ich mein Verhalten ändere und so gesünder werde. Dieser Akzeptanzprozess war für mich schwierig, da ich mich sehr schämte. Um von meinen vielen Leugnungen, Schuldzuweisungen und Schönreden umzukehren brauchte ich und brauche ich die Gruppe (Freie Suchtselbsthilfe Nördlingen) und den Dreier-Schritt1. Akzeptanzliste, 2. in die Bindung zu mir kommen: Indem ich a) offen mit meinen Schwächen umgehe, b) zu meiner Geschichte und c) zu meinen Notständen stehe und d) meine Scham überwinde. 3. Bildung ist sehr wichtig, denn durch mein neues Wissen habe ich nun viele Möglichkeiten anstatt meines alten Verhaltens zu leben. So kann ich mein Leben gesünder gestalten. In diesem Prozess war und ist mir die Unterstützung von der Gruppe (Freie Suchtselbsthilfe Nördlingen) und vor allem die authentische Rückmeldung sehr wichtig. Also von Personen, die auch den Weg selbst authentisch gehen und sich selbst Rückmeldung geben lassen. 
  • Ich habe begonnen Schritt für Schritt die praktischen Erfahrungen anderer Angehöriger anzuwenden. Ich habe für mich Verantwortung und er hat für sich Verantwortung und bin sehr bemüht das nicht mehr zu vermischen. Das ist der 1. Schritt meiner Akzeptanz. Ich habe gelernt, Schritte erst dann zu setzen, wenn ich bereit bin, diese auch wirklich, konsequent und dauerhaft durchzuhalten, wenn dadurch mein Leben gesünder wird und eine gute Bindung zu mir habe. Mit der Zeit habe ich verinnerlicht, dass ich mich für das Verhalten meines Mannes nicht zu schämen brauche. Schämen für jemand anderes ist wirklich sehr ungesund! Ich lernte, dass es sinnlos ist, Versprechen einzufordern. Nun hat er die Verantwortung und ich bin bereit genau hinzuschauen. Er darf bei mir auch ganz genau hinschauen. Versprechungen sind eine schwere Sackgasse. Sehr entlastend für mich war die Erkenntnis, dass die Schuld an seiner Alkoholsucht nicht bei mir lag. Ich übte – Schritt für Schritt – meinen Mann nicht mehr bestimmen zu wollen aber gleichzeitig hinzuschauen und Rückmeldung zu geben. Doch ganz wichtig für mich ist, die Verantwortung für sein Verhalten ganz konsequent bei ihm zu lassen. All diese Veränderungen erforderten sehr viel Mut. Mut um die Angst „was reden die anderen Leute über mich“ und die Angst „mein Mann könnte ohne mich noch tiefer abstürzen…“ durchzustehen. Mut und Kraft, um den Widerstand und den Ärger meines Mannes nicht anzunehmen und bei ihm zu lassen. Denn mein Mann akzeptierte lange Zeit mein verändertes Verhalten nicht und reagierte oft mit beleidigt sein und Rückzug, obwohl er schon abstinent war.
  • Doch erst als ich meinen persönlichen Tiefpunkt akzeptierte, akzeptierte ich, dass akzeptieren bedeutet, dauerhaft zu akzeptieren, mit meinem Tiefpunkt gebe ich auf, den andern verändern zu wollen. Ich überprüfe mich ständig bis heute, ob ich bei meinem Prozess bin und nicht mehr den andern verändern zu wollen. Erst mit der eigenen Haltung der eigenen gesamten Akzeptanz in Verbindung mit Bindung und Bildung, dann sind Rückmeldungen authentisch, da ich in der Bindung zu mir bin. Der 1. Schritt zu diesem Prozess war und ist: Ich will aus diesem Kreislauf aussteigen. Ich war bereit mich zu trennen, am Neubau wurden alle Aktionen eingestellt. Erst wenn er bereit ist sich grundlegend helfen zu lassen und nach der Hilfe noch ein halbes Jahr abstinent nachweist und weiterhin in der dauerhaften Hilfe bleibt und absolut dir Abstinenz einhält: Dann bin ich bereit weiterhin dauerhaft mit ihm zusammenzuleben.
  • Rückblickend: Ich habe mir Mut gefasst mit der akzeptierten Erfahrung meines Tiefpunktes und so legte ich den gesamten Hausbau still. Ich stellte meinen Mann vor die Entscheidung, entweder er lässt sich dauerhaft helfen und ist bereit dauerhaft abstinent zu bleiben und ist bereit das Gute zu suchen oder ich würde ihn verlassen. „Ich mache den Kreislauf nicht mehr mit!“ Dies war meine Haltung und das hatte nichts mit Wut zu tun. Dieses Mal merkte er, dass ich es ernst meinte. So entschied er sich bis heute für den dauerhaften abstinenten Weg. Dies begann für ihn mit einer Entgiftung im Krankenhaus, ab da war er und ist er Patient der Hilfe annimmt und was sehr schön ist, heute auch andern helfen kann. Die Akzeptanz der Erinnerung an den Schmerz von damals, hilft mir und motiviert mich dran zu bleiben beim Dreier- Schritt. Es hat sich dadurch so viel Gutes getan.
  • Richtig ist auch: Ohne die Gruppe, die Freie Suchtselbsthilfe Nördlingen, falle ich in meine alten Gewohnheiten zurück etwa wie, ich weiß es besser was für meinen Mann gut ist etc. Diese alten Gewohnheiten merke ich oft nicht selbst, deshalb brauche ich die Gruppe, die selbst im Prozess ist.

c) Durch die Co-Abhängigkeit erzielte ich folgende Wirkung:

  • Es tat mir gut zu wissen, was gut für meinen Mann ist. Ich meinte, ich tue was Gutes.
  • Ich fühlte mich auch wichtig und unentbehrlich (z.B. er rutscht noch tiefer ab, wenn ich ihn verlasse oder so lieblos kann ich doch nicht sein).
  • Ich empfand eine Genugtuung, wenn mein Mann sein übermäßiges Trinken am nächsten Tag bereute und bemüht war es mir recht zu machen.
  • Ich musste mich mit meinen Fehlern nicht auseinandersetzen. Meine Lebensangst wurde verschoben auf: Ich suchte die Schuld bei meinem Mann, das war bequem und entlastend für mich.
  • Darauf zu warten, dass mein Mann sich ändert, war für mich tatsächlich bequemer, als mich selbst und damit mein Leben zu ändern.

 

2 Schriftliche Rückmeldungen von Bezugspersonen.
a) Schreibe alle schriftlichen Rückmeldungen Deiner Bezugspersonen zusammen.

EhemannBei Einladungen erlebte ich meine Frau oft angespannt, da sie fast nicht von meiner Seite wich, um mich kontrollieren zu können, wieviel ich getrunken habe. Sie konnte lange Zeit auch nicht akzeptieren, dass ich alkoholkrank bin. Ich glaube die Krankheit zu akzeptieren, war für sie schwer und mit sehr, sehr viel Angst verbunden. Meine Frau drohte mir oft mich zu verlassen, sie war dabei oft sehr wütend – diese Drohungen nahm ich nicht ernst, da ich wusste, dass es nur leere Drohungen sind und sie ihr Vorhaben nicht umsetzen wird. Erst ihre klare Konsequenz, den Hausbau zu stoppen und ihr überzeugter Entschluss mich zu verlassen, rüttelten mich wach und die Angst Ehe, Führerschein, Haus, etc. zu verlieren wurde größer. Als meine Frau ihr Leben in die Hand nahm und wenn sie bei dieser guten Haltung blieb, konnte ich meine alten Stör-Gewohnheiten nicht mehr anwenden, denn ich lief ins Leere. Ich brauchte ihn und brauche ihn immer wieder noch, den Schmerz der Konfrontation.

Mutter und Schwester: Auf ihr Nachfragen sagte ich anfangs, dass es mir gut geht und in der Beziehung auch. Sie spürten, dass es nicht stimmte und meine Mutter war sehr besorgt um mich. Ich wirkte auf sie oft angespannt, nachdenklich und erschöpft. Außerdem erlebten sie mich oft unsicher und sehr ernst. Sie sagten mir, ich wollte alles richtig machen. Mir war es sehr wichtig, dass andere Leute gut über mich denken und reden.

b) Schreibe so präzise wie möglich auf, was für Gedanken, Gefühle bei Dir hochkommen, wenn Du die Aufzeichnungen liest.

Gefühle zu meinem Ehemann:

  • Ich akzeptiere und das macht mich betroffen, dass ich durch mein co-abhängiges Verhalten dazu beigetragen habe, dass die Alkoholsucht bei ihm fortschreiten konnte.
  • Es tut mir weh und ich fühle mich beschämt, denn je öfter ich leere Drohungen aussprach, desto unglaubwürdiger wurde ich.
  • Ich freue mich und ich bin dankbar, nun lerne ich beständig mein Verhalten zu ändern und so kann die Nähe und Bindung zwischen uns wachsen. Vor allem bin ich durch den Dreier-Schritt selbst körperlich wie seelisch gesünder geworden.

Gefühle zu meiner Mutter und Schwester:

  • Ich kann leichter akzeptieren, was mir meine Verwandten sagen – ich muss mich nicht mehr verteidigen, doch ich überlege, ob es passt.
  • Es tut mir leid, dass ich durch meine Unehrlichkeit bei meiner Mutter tiefe Besorgnis auslöste.
  • Ich freue mich, dass ich heute mit ihnen offen und ehrlich reden kann und Rückmeldungen sind mir wichtig. Immer wenn ich es tue, tut es mir gut und ich tue was für meine Gesundheit und stärke mein körperliches Abwehrsystem.

3 Was mache ich heute anders, anstatt meiner früheren Verhaltens- und Denkweisen und Gefühlsmustern?

Anstatt: Ich will den anderen recht machen um gelobt zu werden. Es ist mir wichtig, was andere von mir denken. Dadurch kann ich nicht Nein sagen.

Jetzt: Ich nehme leichter den Druck „den anderen es recht machen zu wollen“ an und kann die Angst abgelehnt zu werden leichter akzeptieren und leichter aushalten. Bevor ich heute zu schnell „Ja“ sage, bemühe ich mich zuerst zu überlegen, was für mich gut und was ist mir wichtig ist. Ich lasse mir dabei auch leichter Rückmeldungen geben von Menschen, die mich unterstützen.

Anstatt: Bei Kritik oder eigenen Fehlern habe ich mich oft klein gemacht (ich kann es nicht, ich schaffe es nicht, andere sind besser) und konnte nicht zuhören. Ich bin nur gut, wenn ich gute Leistung erbracht habe.

Jetzt: Ich bemühe mich zu akzeptieren und freundlich mit mir umzugehen – unabhängig davon, wie gut ich etwas mache. Ich spüre, dass ich dadurch leichter und entspannter mit meinen Fehlern, Schwächen (z. B. Ich muss gut und perfekt sein) und meiner Scham umgehen kann. Dadurch kann ich leichter und ruhiger Bewertungen zunächst zuhören, auch wenn es erstmal weh tut und mich kränkt. Ich lerne in Ruhe über das Gesagte nachzudenken und für mich prüfen, ob es passt.

Anstatt: Ich muss perfekt sein und alles alleine schaffen. Ich möchte niemanden zur Last fallen und nehme keine Hilfe an. Ich erlaube es mir nicht anderen zu zeigen, dass ich es alleine nicht schaffe. Ich fühle mich dadurch allein gelassen und beladen in meinem Leben.

Jetzt: Ich kann heute mir meine Schwächen und meine Scham leichter zugestehen und traue mich leichter anderen mitteilen, dass ich Hilfe und Unterstützung brauche. Nur wenn ich mich öffne (z.B über meine Ängste spreche) und die Hilfe zulasse, können andere für mich da sein. Ich fühle mich dadurch verbundener mit mir und den anderen. Ich bin dankbar für alle Hilfe und Unterstützung, die ich erfahren habe und bin bereit anderen zu helfen.

Anstatt: Ich will oft recht haben, kann dem anderen nicht zuhören und reagiere beleidigt. Ich unterbreche andere und spreche für sie.

Jetzt: Ich bemühe mich und es gelingt mir etwas leichter, obwohl ich z. B. wütend oder enttäuscht bin, dem anderen erstmal zuzuhören. Der Kontakt ist mir heute wichtiger als mein Recht und es fällt mir leichter den Anderen ausreden lassen und nachfragen, ob ich ihn richtig verstanden habe. Ich spüre, dass mit Zuhören baue ich Vertrauen auf und dass dadurch mehr Nähe und Bindung wachsen. Ich bin gesünder.

Anstatt: Das Gefühl der Angst bestimmt mich.

Jetzt: Ich nehme heute das Gefühl der Angst leichter an und halte es leichter aus. Ich atme erstmal tief durch und dadurch kann ich leichter überlegen, was mir geholfen hat und ich frage mich: Was brauche ich im Moment? Z. B. anders darüber denken, Angst ist was Gutes, Angst hindert mich nicht mehr mich zu ändern, Angst ist vielleicht ein Hinweis, dass ich gerade zu viel will oder meine Vergangenheit will mich ausbremsen.

Anstatt: Früher wollte ich meinen Mann immer helfen, drohte ihm oft, wenn er nicht auf mich hörte – ließ ihn aber lange Zeit keine Konsequenz spüren.

Jetzt: Ich schütze mich selbst, indem ich klar und konsequent bin und ich kann heute leichter sagen was ich nicht will und was ich nicht akzeptieren kann (z. B. früher Alkohol, Suchtverhalten, beleidigt sein, Rückzug etc.), kann aber gleichzeitig Beziehungsangebote machen, wenn er etwas ändert.

4 Beruhigung 
Jetzt kommen wir zum wichtigen Schritt: Schreibe auf, wie Du Dich beruhigst/entspannst, locker machst, und Du Dich dabei auch wohler fühlst.

Nachfolgende Prinzipien sind wichtig, die ich jedoch nur anreiße. Das Negative/der Saboteur drängt sich auf. Wir können immer wählen zwischen Bejahender und Verneinder Stimme. Je mehr ich mich auf das fixiere, was mich behindert, auf meine Unfähigkeit, auf meine Fehler, Sorgen und Schwäche, desto resignierter werde ich. Es ist wichtig, dass ich lerne meine negativen Stimmen wahrzunehmen. Eine negative Stimme von mir die ich wahrnehme ist z.B.

Ich will den anderen recht machen, um gelobt zu werden.

Das verbündete Ja (Akzeptanz, Bindung und Bildung) äußert sich nicht gleich und sofort. Ich kann mich auf das Ja nur ausrichten in einer ruhigen, inneren Haltung. Wenn ich Abstand/Gelassenheit habe und zur Ruhe komme, finde ich für mich eine gute Lösung.

Zentrale Aussage zum Punkt der Beruhigung:

Stressforscher sagen: „Wenn ich eine kritische Situation gleich zu Beginn gedanklich durch ein Ja entschärfen kann, vermeide ich heftige, schädliche, langfristige Stressreaktionen.“

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