Biografie von Alexander (Name geändert) - Betroffener

Vertiefung der Persönlichkeitsstabilisierung

1 Ich mache mir klar und akzeptiere was Alkoholabhängigkeit/alte Gewohnheiten für mich bedeutet.

Ich akzeptiere, ich bin alkoholkrank. Die Motivation meines Trinkens war: Ich habe getrunken, um meine negativen Gefühle wie Wut, Angst oder Selbstmitleid zu betäuben und meine Selbstüberforderung an der Arbeit auszugleichen. Ich habe den Alkohol benutzt, um mich emotional besser zu fühlen und mir den Alltag etwa bei Konflikten erträglicher zu machen. Ich nahm ein Mittel zu mir, um in mir positive Gedanken und Gefühle zu entwickeln. Alkohol war für mich ein Beziehungsersatz, für diese Beziehung musste ich nichts tun, außer trinken. Deshalb hatte ich lange die Erwartung „Meine Frau ist für mich da“. Heute ist mir klar: Mein Suchtgedächtnis ist immer parat, sofort verfügbar, ausgelöst durch bestimmte Auslösesituationen – ich muss in diesen Situationen zum Alkohol, zu meinen negativen Gewohnheiten, falschen Erwartungen etc. Nein sagen können.

1.1 Die Entwicklung zur Abhängigkeit vollzieht sich bei mir schleichend und unauffällig.
a) Kennzeichnend sind folgende Entwicklungen:

Ich bin in einer Großfamilie als 7. Kind von 10 Kindern aufgewachsen. Meine Eltern waren sehr beschäftigt mit ihrer Arbeit, wie es in Kasachstan üblich war. Die Werte, welche ich vermittelt bekam, waren: arbeiten von früh bis spät und keine Gefühle zeigen. Meine Mutter erlebte ich oft kränklich und oft traurig gestimmt. Mein Vater hat viel getrunken. Zwischen meinen Eltern gab es öfters Streit mit schlimmen Worten. Dabei wurde mein Vater oft aggressiv und ich hatte öfters Angst um meine Mutter, dass mein Vater sie schlagen könnte. Meine Mutter hat alles erlitten und nichts geändert. Sie fühlte sich als Opfer und so habe ich sie gesehen. Ich habe sie beschützt. Ich schämte mich sehr für das Verhalten meines Vaters, der zuletzt fremdging und es war mir sehr peinlich. Ab ca. 8 Jahren musste ich zu Hause viel helfen, z. B. im Hof und Garten. Besonders im Herbst, diese Jahreszeit habe ich gehasst, da in dieser Saison noch mehr Arbeiten anfielen, wie z. B. wegen der Ernte, Kohle und Futter für die Tiere einlagern etc., um sich auf den langen Winter vorbereiten zu müssen. Ich wurde dabei nicht gefragt, ob ich mithelfen möchte, es wurde von meinen Eltern und den älteren Geschwistern erwartet und vorausgesetzt. Ich fühlte mich oft überfordert… aber ich hatte ja gelernt, nicht zu klagen und mich nicht wichtig zu nehmen. (Deshalb ist mir heute die Umkehr zur Akzeptanz und eine gute Bindung zu mir ganz wichtig).
Da meine Eltern viel zu arbeiten hatten, haben die Erziehung meine älteren Geschwister übernommen. Von ihnen bekam öfters Schläge, wenn ich mich z. B. weigerte ihren Anweisungen zu folgen oder sie sich von meinem Verhalten provoziert fühlten. Ich fühlte mich dabei oft zu Unrecht behandelt, war beleidigt und gekränkt. Als Strafe für meine Geschwister, bin ich oft von zu Hause abgehauen, habe mich versteckt oder ich blieb im Sommer einige Tage von zu Hause weg. Ich wollte damit erreichen, dass sich meine älteren Geschwister Sorgen machen und von den Eltern dafür ausgeschimpft und bestraft werden. Ab und an hatte ich sogar Erfolg damit und empfand eine Genugtuung, wenn sie dafür gemaßregelt wurden.
Zu meinen Eltern hatte ich keine vertrauensvolle Beziehung. Über Gefühle, Ängste, Bedürfnisse wurde zwischen mir und meinen Eltern nicht gesprochen. Nähe, Geborgenheit und Zuwendung habe ich von meiner Mutter meistens nur dann bekommen, wenn ich krank war. Das genoss ich sehr, vor allem, dass meine Mutter für mich da war und dass ich auch noch besondere Leckereien bekam, die es sonst nur an besonderen Tagen gab. (Aus meiner Sicht war das mit eine Ursache, warum ich in meinem Leben viele hartnäckige Kränklichkeiten entwickelte und erst mit dem ABB-Gesundheitsverhalten losbekam).
Mit ca. 13 Jahren war ich in den Ferien mit meinem Vater viel unterwegs, er nahm mich mit zur Arbeit und ich löste ihn ab beim Ackern der Felder. Es kam vor, dass ich die ganze Nacht seine Felder ackerte. Das machte mir nichts aus. Mir machte es sehr viel Spaß Traktor zu fahren und ich freute mich sehr, dass mein Vater mir so viel vertraute. Ich arbeitete viel, so bekam ich Lob und Anerkennung. Es tat mir gut von meinem Vater beachtet zu werden. Das war fast die einzige Möglichkeit seine Aufmerksamkeit zu ergattern. (Mit dem ABB halte ich heute oft inne mit einer Tiefenatmung, was fühle ich gerade, was signalisiert mir mein Körper, was könnte ich leichter machen und suche dann das Gute).
Ich war sehr sportlich und habe dadurch viel Anerkennung von anderen Kindern im Dorf bekommen. Vor allem von den größeren Jungen, die mich in ihre Mannschaften gerne wählten. Ich war sehr stolz auf mich, vor allem beim Eishockey bewies ich meine tollen Künste, und ich fühlte mich dabei wertvoll und groß. (Eine Ursache ist hier zu suchen, meinem Hang zur starken Selbstüberforderung. Mit dem ABB-Programm konnte ich mich davon trennen und konzentriere mich auf das, was wirklich wichtig ist in meinem Leben).
Mit 15 Jahren fing ich eine Ausbildung an in einem anderen Ort, und wohnte dort in einem Wohnheim mit anderen Auszubildenden. Ich erlebte diese Zeit sehr schön, ich hatte viel Freizeit, war sportlich aktiv und habe dadurch auch wieder viel Lob und Anerkennung bekommen. Dort fühlte ich mich frei von dem Leistungsdruck, den ich zu Hause so oft spürte, und kam in den folgenden Jahren nur noch selten nach Hause. In den Ferien bin ich mit den Freunden zu ihnen nach Hause und blieb bei ihnen über die Ferienzeit. Die Eltern von meinem Freunden nahmen mich gerne an und ich fühlte mich dort willkommen. Wir hatten viel Spaß, es hat mir dort sehr gefallen und ich fühlte mich wohl und frei. Wenn ich an zu Hause dachte, war es meistens mit sehr viel Arbeit und wenig Freizeit verbunden. (Meine immer wieder wiederholten negativen Stressmuster haben hier mit ihre Ursachen und mit ABB- Programm kann ich heute statt negativen Stress gute Qualität in mein Leben bringen).
Mit ca. 16 Jahren habe ich angefangen gelegentlich zu trinken, z. B. mit Freunden beim Ausgehen. Später während des Wehrdienstes habe ich angefangen, regelmäßig zu trinken. Das Feierabendbier half mir, mit anderen Wehrdienstleistenden zu sprechen. Der Alkohol sorgte für bessere Stimmung, ich hatte plötzlich das Gefühl, ich traue mir etwas zu.
Ich arbeite im Baubetrieb, da gehörte das Bier dazu, es war auch ständig vorhanden. Um schön dazustehen, habe ich freiwillig samstags gearbeitet und Alkohol war oft auch dabei. Durch das schlechte Arbeitsklima ging ich nicht gerne zur Arbeit, ich fühlte mich auch nicht respektvoll behandelt und mit Alkohol habe ich diese Gefühle gedämpft und machte mir gute, beruhigende Gefühle. Meine Angst, Schüchternheit, Hemmungen besserten sich nach einigen Flaschen Bier. Später mussten es mehr Flaschen sein, um die beruhigende Wirkung zu spüren. Alkohol wurde von mir oft als Konfliktlöser eingesetzt. So habe ich mir meinen Alltag erträglicher gemacht und trainierte mir ein ungesundes Denken, Fühlen und Handeln an und bin schleichend, ohne es zu merken in die Sucht geschlittert. Ich vertrug immer mehr und trank regelmäßig, und die Abstände, in denen ich nicht getrunken habe, verkürzten sich. Um meinen wahren Alkoholkonsum zu verheimlichen, habe ich alles verharmlost mit der Ausrede: „Es war doch nur ein Bier“. Rückblickend betrachtet: Zunehmend verspürte ich öfters Kontrollverluste bezüglich der Trinkmenge und hatte öfters Einbrüche an den Wochenenden oder bei Gelegenheiten. Doch ich meinte, ich habe alles im Griff.

b) Persönlichkeitsabbau (persönlich erlebter Tiefpunkt) durch meine Abhängigkeit.

Mit der Zeit wurde ich leichtsinnig und fuhr öfters mit Alkohol oder mit Restalkohol Auto. Um ungute Gefühle auszuhalten nahm ich Alkohol, doch das Launische- und Schnell-Beleidigt sein nahmen trotzdem zu. Rückblickend betrachtet: Typische Verhaltensweisen: Negative Stimmlage wie Angst, Scham, Wut, Selbstmitleid, Lügen, Angst vor Konflikten und Resignation schlichen sich in den Alltag mehr und mehr ein. Mein Denken war mehr und mehr auf heimliche Beschaffung, heimlichen Konsum und die Entsorgung ausgerichtet. Damals war mir das nicht so klar.
Ich hatte Schamgefühle und fand Entschuldigungen, wenn mir was nicht gelang, suchte ich die Schuld bei anderen – so machte ich mir bessere Gefühle. Damals war mir das nicht so klar. Doch meine innere Anspannung konnte ich nicht wahrnehmen.

Meine Frau nahm Anfangs mein übermäßiges Trinken hin. Ein paar Jahre nach unserer Hochzeit wurde meiner Frau die Trinkerei immer mehr zuwider. Sie machte mir Druck, dass ich aufhören sollte. Ich versprach es ihr, aber ich wurde sehr erfinderisch in Ausreden und Lügen. Ich war zu meiner Frau unehrlich und vermied die Gespräche mit ihr, um mein Trinken zu verheimlichen.

Für meine eigenen Bedürfnisse sorgte ich immer weniger und überlies Vieles meiner Frau z. B. Finanzielles, Einkäufe etc. Wenn ich nach Hause kam, wollte ich meine Ruhe, war schwer ansprechbar. Wir haben nichts mehr zusammen unternommen, denn entweder habe ich viel gearbeitet oder zu Hause habe ich mich fast nur für das Fernsehprogramm interessiert. Das sah ich damals nicht so. Meine Frau drohte mir oft, mich zu verlassen – diese Drohungen nahm ich nicht ernst, da ich wusste, dass es nur leere Drohungen sind und sie ihr Vorhaben nicht umsetzen wird. Ich hatte nicht die Einsicht mit dem Trinken ganz aufzuhören, legte Depots an und trotz negativer Folgen (immer häufiger Streit wegen meines Trinkens), nahm ich keine Hilfe in Anspruch, weil ich dachte: „Ich schaffe es alleine.“
Mein Leben war zunehmend bestimmt von Vermeidung, meine gesundheitlichen Probleme nahmen immer mehr zu, wie Magenschmerzen, Übelkeit, schlechter Schlaf, Schweißausbrüche. Es folgten viele Untersuchungen bei verschiedenen Ärzten, Heilpraktiker und ein Aufenthalt im Krankenhaus. Es kamen depressive Verstimmungen dazu, die mit Medikamenten behandelt wurden – doch das alles hielt mich nicht davon ab, weiterhin Alkohol zu trinken. Ich glaubte immer noch mein Leben völlig unter Kontrolle zu haben. Ich konnte lange nicht akzeptieren, dass ich ein Alkoholiker bin, sogar mein Arbeitgeber und meine Kollegen bestätigen das.
In all dem Chaos haben ich und meine Frau entschieden, gemeinsam ein Haus zu bauen. Damals war mir das nicht so klar. Ab Baubeginn nahm das Trinken immer mehr zu und ich trank mittlerweile verteilt über den ganzen Tag und nutzte die Baustelle oft als Rückzugsort. Viele Arbeiten am Haus habe ich oft angefangen und nicht beendet, denn ich arbeitete zunehmend nach Gefühl und nicht Plan.

Mein 1. Tiefpunkt kam so zustande:
Meine Frau war am Ende ihrer Kräfte und nahm Kontakt mit der Freien Suchtselbsthilfe Nördlingen e. V. auf. Als meine Frau Hilfe annahm und ihren Weg ging, reagierte ich anfangs wütend, mit Widerstand und bestrafte sie mit Schweigen und Rückzug. Ich wollte eine Beziehung – eine Frau, die sich um mich kümmert und gleichzeitig in Ruhe lässt. Doch sie blieb dabei und war bereit sich zu trennen, am Neubau wurden alle Aktionen eingestellt.
Sie stellte mich vor die Entscheidung, entweder ich lasse mir dauerhaft helfen und ich bin bereit dauerhaft abstinent zu bleiben, und bin bereit das Gute zu suchen, oder sie würde mich verlassen. Sie machte den Kreislauf nicht mehr mit! Erst wenn ich bereit bin mir grundlegend helfen zu lassen und weiterhin in der dauerhaften Hilfe bleibe, und absolut die Abstinenz einhalte: Dann war sie bereit weiterhin dauerhaft mit mir zusammenzuleben. Dies war ihre Haltung und das hatte nichts mit Wut zu tun.
Dieses Mal merkte ich, dass sie es ernst meinte. Da stand ich nun: Kurz vor der Trennung mit meiner Frau. Ich hatte das Gefühl, unendlich viel zu verlieren, und konnte doch nicht verstehen, weshalb ausgerechnet mir das alles zustieß. Ich war doch ein netter Kerl, ich arbeite hart, und tat niemanden etwas zuleide. Ich fühlte mich wie ein beklagenswertes Opfer und mutterseelenallein. Auf Alkohol zu verzichten war anfangs für mich ein Verlust.
Ich habe mir Mut gefasst mit der akzeptierten Erfahrung meines Tiefpunktes und nahm Kontakt mit der Freien Suchtselbsthilfe Nördlingen e. V. auf.
Wichtig ist, erst einmal ehrlich zu sich selbst zu sein. Der Moment, in dem ich mich selbst als Alkoholiker akzeptieren konnte, war eine Befreiung. Ich musste mich nicht mehr verstecken und konnte sagen: Ich bin alkoholkrank. Heute würde ich sagen: Ich habe kapituliert vor der Abhängigkeit. Ich hatte erkannt, dass ich es allein nicht schaffe, sondern Hilfe dazu brauche. So entschied ich mich bis heute für den dauerhaften abstinenten Weg. Dies begann für mich mit einer Entgiftung im Krankenhaus. Seit dem Tag bin ich abstinent, ab da war ich und bin ich Patient, der Hilfe annimmt. Anschließend machte ich eine Therapie.
Ich kam aus der Therapie zurück, mit dem Vorsatz nicht zu trinken und ein neues Familienleben zu führen. Was mir in dem behüteten und überwachten Umfeld einer Klink noch relativ leicht fiel, war im Alltag mit all seinen Versuchungen ohne zusätzliche Hilfe nur schwer zu leben.

Das neue Zusammenleben und die Herausforderungen am Arbeitsplatz stellten mich immer wieder vor Probleme, denn mit der Abstinenz waren meine schädlichen Gewohnheiten nicht weg. Ich verlangte selbst zu viel von mir und setzte mich sehr unter Druck und wollte alle Probleme, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten, in kürzester Zeit lösen. Leistungsdruck und viel arbeiten waren für mich normal, dann fühlte ich mich richtig wohl und zu Hause reagierte ich oft mit beleidigt sein und Rückzug. Ich besuchte wöchentlich die Selbsthilfegruppe und die Gruppenbesuche empfand ich als sehr unterstützend und so wuchs in mir die innere Bereitschaft, Problemen, Konflikten und negativen Gefühlen auch ohne Alkohol entgegenzutreten.

Mein 2. Tiefpunkt (2 Jahre später): Trockener Rückfall ohne Alkohol kam so zustande:
(Erklärung: Trockener Rückfall ist ein Zustand, in dem der Betroffene in sein früheres unangemessenes Verhalten und in seine unreife Art, Lebensprobleme zu lösen, zurückgefallen ist, ohne dabei Alkohol zu sich zu nehmen.)
Ich hatte immer häufigere Gründe, warum ich die Selbsthilfegruppe nicht besuchen kann. Nach und nach ging ich nur gelegentlich und zum Schluss kaum noch hin und wurde immer unzufriedener. Ich machte mir oft den Druck immer mehr arbeiten zu müssen, ohne dass sich eine echte Befriedigung in mir einstellte. Durch das Zuviel-Arbeiten hatte ich öfters Erschöpfungszustände, so dass ich an Sonntagen am liebsten durchschlafen wollte. Ich hatte öfters gereizte Stimmung, reagiere oft ungeduldig und rechthaberisch. In den Beziehungen zu meinen Mitmenschen wurde ich zunehmend gleichgültiger.
Alles Reden mit mir war sinnlos, denn ich zeigte keine Einsicht. Dieses Mal trennte sich meine Frau von mir. Da stand ich wieder nun und fühlte mich ungerecht behandelt: Ich arbeitete doch hart und habe doch alles im Griff. Ich ging wieder regelmäßig in die Selbsthilfegruppe. Durch die Gespräche und Rückmeldungen wurde mir langsam klar: So wie bisher, will ich nicht mehr weitermachen, meine Familie, meine Gesundheit ist mir viel wichtiger als das übermäßige Arbeiten etc.
In der Beziehung mit meiner Frau ging es aufwärts, wir kamen besser miteinander aus. In diesen Schwierigkeiten kam uns beiden der regelmäßige Besuch der Selbsthilfegruppe sehr zugute. Wir lernten offen und ehrlich über uns zu sprechen und versuchten, uns mit Verständnis zu begegnen. Wir waren etwa ein halbes Jahr getrennt.

Mein 3. Tiefpunkt (6 Jahre später): Erneuter trockener Rückfall ohne Alkohol kam so zustande:
Ich ging nicht mehr in die Selbsthilfegruppe und bin schleichend wieder in meine alten Gewohnheitsmuster zurückgefallen. Mein Verhalten äußerte sich sehr oft in Ungeduld und Leistung, wie z. B. übermäßiges Arbeiten. Ich fühlte mich schnell beleidigt und ungerecht behandelt, war oft launisch und reagierte oft tief verletzt, wenn z. B. meine Frau mich nicht wichtig nahm oder barsch reagierte. Ich wurde unzufrieden und dieser Zustand hielt lange an.
Meine Frau machte mir Druck und so nahm ich wieder Kontakt mit der Freien Suchtselbsthilfe Nördlingen e. V. auf. Ich konnte mich lange Zeit nicht so akzeptieren, wie ich war. Auch schämte ich mich sehr und suchte anfangs die Schuld bei anderen. Durch die vielen Gespräche und die Rückmeldungen in der Gruppe wurde klar: Meine Abstinenz konnte auf lange Sicht durch diese beunruhigenden wechselhaften Gefühle gefährdet werden, also konnte es für mich gefährlich werden, auch irgendwann wieder zum ersten Glas zu greifen, denn Rückfälle in alte Verhaltensmuster begünstigen auch einen realen Rückfall. Auch wurde ich kränklicher. Deshalb wurde mir angeraten eine „Festigungsbehandlung“ in einer Fachklink. Ich habe mir Mut gefasst mit der akzeptierten Erfahrung meines 3. Tiefpunktes und entschied mich für eine stationäre Kurzzeittherapie. Heute ist der wöchentliche Besuch der Selbsthilfegruppe für mich ein fester Termin in meinem Kalender.

Rückblickend muss ich sagen:
Als meine Frau sich von ihrer Helferrolle, Co-Abhängigkeit gelöst hat und ihr Leben in die Hand nahm, und wenn sie bei dieser guten Haltung blieb, konnte ich meine alten Stör-Gewohnheiten, Stör-Manöver nicht mehr anwenden, denn ich lief ins Leere. Ich brauchte ihn und brauche ihn immer wieder noch, den Schmerz der Konfrontation.
Es hat lange gedauert, bis ich akzeptierte, dass bei Sucht ungesunde Gewohnheiten automatisch ablaufen, die mir scheinbar guttun. Ich habe begriffen: Es genügt nicht allein, den Alkohol wegzulassen, sondern ich muss neue gute gesunde Verhaltensweisen einüben.
Bei diesem Gesundungsprozess war und ist die Gruppe für mich ganz wichtig, denn alleine tue ich mich schwer zu lernen und noch viel schwerer mich von meinen schädlichen Gewohnheiten zu trennen. Alleine erkenne ich sie oft nicht, dafür brauche ich die Rückmeldungen aus der Gruppe und die Gruppe braucht mich als ehrliches Mitglied. Die Freie Suchtselbsthilfe Nördlingen e. V. hilft mir, dass ich an meine Wegkreuzungen zurückgehen kann, wo ich falsch abgebogen bin. So kann ich mich „vom Alten, Unguten“ trennen und einen neuen guten Weg gehen. Deshalb ist mir der regelmäßige Besuch noch heute sehr wichtig.
Akzeptanz und gute Bindung zu mir ist Balsam, ist wohltuend für meine Seele. So kann ich wieder gute Gedanken, gutes Verhalten und gute Körperenergie aktivieren.
Heute ist mir klar: lernen mit meiner Suchtproblematik umzugehen, das war und ist ein stetiger Prozess, denn für ein langfristig gelingendes Leben ist eine tiefgreifende Änderung bzw. Umkehr notwendig. Mein neuer Lebensstil ist heute das ABB- Gesundheitsverhalten. Ausgesprochen ist das: Akzeptanz, Bindung, Bildung. Die neue Lebensführung ist am besten zu leben, indem ich den Dreier-Schritt praktiziere:

1. Schritt ist die umfassende Akzeptanz, vor allem in Verbindung mit dem 2. Schritt
2. Schritt: Gute Bindung zu mir, die besteht aus
a) zu meiner Geschichte stehen,
b) gut mit den eigenen Notständen umgehen,
c) offen mit meinen Schwächen umgehen und
d) ganz wichtig immer wieder meine Scham überwinden können.
3. Der dritte Schritt ist die Bildung, denn nur wenn ich weiß, wie was geht, also wie ich mein Verhalten zum Guten ändern kann, kann ich mein Gesundheitsverhalten dauerhaft verbessern und stabilisieren, trotz aller Belastungen. So erkenne und trenne ich mich von meinen schädlichen Gewohnheiten und kann dazu Distanz halten und gleichzeitig gute Gewohnheiten aufbauen.

Mit den Arbeitsblättern erkenne ich meine ungesunden Verhaltensmuster besser und lerne, wie ich sie ersetzen bzw. überschreiben kann. Sich zu trennen von dem Alten und Gutes aufbauen ist mein Lebensstil geworden.
So nehme ich einen guten Weg und verlasse den alten Weg mit den vielen negativen Wiederholungen. Es ist für mich eine Kraftquelle geworden, mit diesem erworbenen Wissen mein Leben besser zu ordnen. Ich habe nun Zugang zu einer inneren Stärke. Mit Akzeptanz und guter Bindung schaffe ich mir einen Ort, an dem ich mich wohlfühle und Tiefenatmung ist immer dabei. Heilung, Umkehr und für sich und andere gut zu sorgen, gehören zusammen.

c) Ich benutzte den Alkohol, um folgende Wirkungen zu erzielen:

Ich habe bei folgenden belastenden Gefühlszuständen Alkohol getrunken:
● wenn ich auf mich oder jemand anderen ärgerlich war
● wenn ich wegen irgendetwas Angst hatte
● wenn ich frustriert war, weil etwas nicht so lief, wie ich es wollte
● wenn ich gestresst war, ich konnte meine Belastungen wie Ärger an der Arbeit eine zeitlang vergessen
● wenn ich von jemanden kritisiert wurde, mit Alkohol konnte ich das Grübeln leichter wegstecken

Ich habe getrunken, um die folgenden Dinge leichter zu erreichen:
● fremde Menschen leichter ansprechen zu können, mit Alkohol traute ich mich mehr zu sagen
● Zuneigung oder andere Gefühle besser ausdrücken zu können, mit Alkohol fühlte ich mich sicherer
● mich besser durchsetzen zu können oder mich gegen andere zur Wehr setzen zu können
● schneller einschlafen zu können, um abschalten und entspannen zu können
● über einen Kater hinwegzukommen
● um meine Sorgen zu erleichtern, Alkohol gab mir Anfangs ein Gefühl von Leichtigkeit, als würde ich über all meinen Sorgen stehen
● um meine Schuldgefühle und meine Scham gegenüber meiner Frau etc. zu betäuben

Ich habe aus einer fröhlichen Stimmung heraus zu viel getrunken:
● weil ich mich wohl fühlte und diesen Moment auskosten wollte
● auf Partys, um mit der guten Stimmung von Freunden mithalten zu können
● Alkohol gab mir das Gefühl in der Gesellschaft dazuzugehören, z. B. „Ich bin ein guter Mensch, ich gehöre dazu“
● wenn ich Freunde besuchte oder Gäste zuhause hatte
● um mich selbst für Erfolg oder harte Arbeit zu belohnen, im Körper hatte ich viel negative Energie angesammelt

Ich habe aus Gewohnheit zu viel getrunken:
● sobald ich nach Hause kam
● beim Fernsehen
● immer, wenn ich etwas zum Trinken angeboten bekam

 

2 Schriftliche Rückmeldungen von Bezugspersonen
a) Schreibe alle schriftlichen Rückmeldungen Deiner Bezugspersonen zusammen.

Ehefrau: Auf meine Bitte hin, hat meine Frau aufgeschrieben, wie sie mich in meiner Trinkphase erlebt hat:
Bei meiner Frau herrschte Wut und Enttäuschung über mich, wenn ich trotz Vorsatz und Beteuerung nichts mehr zu trinken immer wieder zu viel getrunken habe und meiner Frau aus dem Weg ging.
Sie konnte lange nicht akzeptieren, dass ich alkoholkrank bin. Dieses Eingestehen ihrer Situation war für sie ein schwieriger Prozess, der mit viel Scham und Schuldgefühlen zu tun hatte. Ich glaube die Krankheit zu akzeptieren, war für sie schwer und mit Angst verbunden. Sie fühlte sich im Stich gelassen. Sie hatte keinen Ansprechpartner mehr. Ihre Sorgen habe ich damals gar nicht wahrgenommen. Wenn sie mich auf mein Verhalten ansprach, habe ich sie oft stehen lassen. Ich konnte ihr auch nicht mehr in die Augen sehen, wenn wir uns unterhielten. Ich hörte ihr nicht mehr richtig zu, gab oft keine Antworten. Enttäuscht von mir war sie wegen meiner offensichtlichen Lügen (ich hatte auf Nachfrage ihrerseits natürlich nichts getrunken und auch sonst keine Probleme). Ich wurde unzuverlässig, weil ich Absprachen und Termine nicht immer einhielt. Sie fühlte sich oft gekränkt und unbeachtet.
Wir haben nichts mehr zusammen unternommen, denn am Wochenende habe ich viel gearbeitet und am Sonntagvormittag geschlafen oder die meiste Zeit ferngesehen. Meine Frau suchte die Schuld oft bei sich selbst. Dass mich der Alkohol so verändern konnte, war für sie damals unvorstellbar.

Verwandte:
Sie erlebten mich oft als dickköpfig. Ich konnte keine Konflikte austragen und bin oft weggelaufen. Für sie war ich ein kränklicher Mann, der sehr oft Magenschmerzen etc. hatte.

b) Schreibe Dir so präzise wie möglich auf, was für Gedanken, Gefühle bei Dir hochkommen, wenn Du die Aufzeichnungen liest.

Ehefrau:
1. Mir wird bewusst: Oft verhielt ich mich wie oben beschrieben, um von meinem eigentlichen Problem (Alkohol) und von meinem negativen Verhalten abzulenken.
2. Ich bereue sehr, dass ich bei meiner Frau große Enttäuschung ausgelöst habe, indem ich trotz Beteuerungen, nichts mehr zu trinken, immer wieder getrunken habe.
3. Es tut mir sehr leid, dass sich meine Frau von mir sehr oft im Stich gelassen fühlte und sie keinen Ansprechpartner mehr hatte, da ich ihr aus dem Weg ging und viel ferngesehen habe.
4. Es tut mir auch sehr leid, dass sie sich von mir nicht ernst genommen fühlte und sie sich, wegen meines Suchtverhaltens große Sorgen um mich und ihre Zukunft machte.
5. Ich bin froh, dass ich mich für die Abstinenz entschieden habe und meine Frau mich jetzt als zuverlässigen Ehemann und Vater für unsere Tochter erleben darf.
6. Das Wichtigste ist jedoch, dass wir wieder Vertrauen zueinander gefunden haben und wir jetzt verständnisvoller umgehen.

Verwandte:
Ich kann akzeptieren, was mir meine Verwandten sagen – ich muss mich nicht mehr verteidigen – doch ich prüfe, ob es für mich passt.

 

3 Anstatt (Was mache ich gegenüber früher anders)
Schreibe nun auf, was Du anstatt Deiner früheren Verhaltensweisen, früheren Denkweisen und Gefühlsmuster tust:

Anstatt (altes Verhalten):

Jetzt (neues Verhalten):

Früher bin ich schnell ungeduldig und aggressiv geworden, wenn etwas nicht so lief, wie ich es mir vorstellte. Ich war der Meinung: Nur wenn ich Leistung bringe, finde ich Anerkennung. Auch meine Erwartungen an andere waren groß. Dabei überforderte ich mich oft. Denn Leistung und Perfektion waren meine Leidenschaft.
Ich kenne diesen Leistungsdruck schon seit der Kindheit, ich wollte immer „jemand sein“, definierte mich über hohe Leistungen und wollte anderen gefallen.

Heute kann ich leichter erkennen und akzeptieren, dass es mein altes negatives Muster ist und ich bin dabei, mich immer mehr davon zu lösen und durch Gutes ersetzen. Dabei helfen mir Kurzentspannungen im Alltag. Ich koche mir zum Beispiel einen Tee und denke ganz bewusst: Ich tue mir was Gutes, das Wasser kocht nur für mich. Dadurch werde ich ruhiger. Mit Hilfe meiner regelmäßigen Entspannung bin ich umgänglicher geworden, ich kann mit meinen Kollegen ruhig und freundlich umgehen, meine Arbeit besser planen und gut erledigen. Für mich habe ich verstanden, dass ich auch mit Weniger Zufriedenheit erleben kann und die Fürsorge für meinen Körper ist mir nun sehr wichtig.

Früher habe ich mich bei Kleinigkeiten oft sehr schnell aufgeregt und meine Frau oder meine Tochter dafür verantwortlich gemacht, wenn etwas schieflief. Mein Reden war mit Du-Botschaften und Vorwürfen gespickt und ich wunderte mich, dass es oft zum Streit kam. Ich fühlte mich schnell gekränkt, verletzt, nach dem Motto „Nichts kann man recht machen“ und habe beleidigt und bockig reagiert.

Ich lerne mich zu beruhigen, indem ich zum Beispiel mehrmals tief ausatme, dadurch baue ich eine gute Körperenergie auf. Ich löse mich von meinen Zielen durch Akzeptanz was gerade ist und höre auf meinen Körper. Am Tag immer wieder eine gute Energie aufzubauen, ist mir wichtig geworden. So bekomme ich wieder Bindung zu mir, denn Bindung zu mir in Verbindung mit Akzeptanz steht jetzt an 1. Stelle. Ich baue auch gute Gedanken auf. Aus dieser Beruhigung heraus kann ich leichter wieder auf meine Kollegen, meine Frau oder auf meine Tochter zugehen und bin offen für ein Gespräch. Ich bemühe mich sie wichtig zu nehmen und ihren Rückmeldungen aktiv zuzuhören, z. B. wenn sie mich auf meine übermäßige Reaktion oder auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen. Erst dann spreche ich über meine Bedürfnisse und Wünsche. Ich freue mich, dass unser Zusammenleben durch mein verändertes Verhalten mit Akzeptanz und Bindung viel entspannter geworden ist.

Früher: Ich bremse mich immer selbst aus, weil ich Angst habe, etwas Falsches zu sagen oder Fehler zu machen. Dieses Muster kann ich bis in meine Kindheit zurückverfolgen.

Ich kann heute leichter akzeptieren, dass ich ein introvertierter Mensch bin, der den Alkohol benutzte, um eine gewisse Scheu zu überwinden. Ich übe heute bewusst, auf andere Leute zu zugehen, um Angst und Scheu zu überwinden. Heute entscheide ich mich zu reden und nicht lange zu überlegen, anstatt wie früher zu denken, wie ich es gut und richtig sage. Durch Zuhören und den andern wichtig nehmen und in guter Weise sagen können, was mir wichtig ist, das hat mein Leben zum Guten verändert. Akzeptanz und gute Bindung zu mir ist mir eine Kraft-Quelle geworden.

Früher habe ich mich mit Arbeit oder übermäßigen Fernsehen zugestopft, dass ich keine Zeit hatte, über mich nachzudenken.
Ich war der Meinung, dass ich nur dann ein wertvoller Mensch bin, wenn ich etwas geleistet habe, in jeder Hinsicht kompetent, tüchtig und leistungsfähig bin.

Heute nehme ich mir die Zeit, das RADIKAL zu akzeptieren was ist, und gleichzeitig sorge ich für eine gute Bindung zu mir selbst. Ich lerne mich zu lösen von Dingen wie: Was andere über mich denken, zu hohes Pflichtbewusstsein, zu ehrgeizig sein zu wollen, zu große Angst zu haben, Fehler zu machen, zu geringe Beachtung meiner Bedürfnisse etc.
Zusätzlich nehme ich mir neben der Gruppe Zeit für Bildung: Ich erwerbe mir ein Wissen über das regelmäßige Lesen der vielfältigen umfangreichen ABB-Gesundheitsliteratur. Ich verstehe dadurch meine Krankheit besser und vor allem verstehe ich besser, wie ich für ein gesundes Verhalten, ein sinnvolles Leben selbst sorgen kann. Über dieses Wissen ordne ich mein Leben leichter nach Sinnvollem und weniger Wichtigem. Es fühlt sich gut an.

Früher habe ich mir eine starke Fassade aufgebaut und es war mir wichtig, was andere über mich denken. Nach dem Motto: Starke Menschen brauchen keine Hilfe und ich löse meine Probleme am besten alleine.

Heute bemühe ich mich, meine Gefühle wie beispielsweise meine Angst oder Scham zu akzeptieren. Ich bemühe mich freundlich mit mir selbst zu sprechen, z. B. Angst ist was Gutes, sie gibt mir ein Signal, gut für mich zu sorgen und es ist mir wichtig, meine Gefühle anderen ehrlich mitzuteilen. So kann ich leichter meine Ängste, meine Scham loslassen, weil ich mich zeige wie ich bin. Ich muss kein anderer mehr sein.
So kann ich mich für das Gute öffnen, ohne mir mit dem Guten Druck zu machen und kann heute leichter um Hilfe bitten. Ich fühle mich dadurch verbundener mit mir und den Anderen. Zu meiner Geschichte zu stehen fühlt sich heute gut an und ich merke, dass mehr Kraft für mich übrig bleibt. Es ist ein gutes Gefühl, Kraft zu haben für das Gute.

Früher: An der Arbeit versuchte ich mehrere Dinge zur gleichen Zeit zu tun und fühlte mich oft überlastet. In Gegenwart meines Vorgesetzten fühlte ich mich schnell unsicher und traute mich nicht anzusprechen, was mir wichtig ist. Ich fühlte mich oft ungerecht behandelt, jammerte und schimpfte innerlich über meinen Chef. Durch mein Selbstmitleid war ich oft blockiert und meine Überreaktionen verhinderten mich was zu klären. Ich wich lange Zeit Schwierigkeiten aus, anstatt sich ihnen zu stellen.

Ich übe heute bewusst achtsamer mit mir umzugehen und organisiere jetzt auch meine berufliche Arbeit besser. Ich akzeptiere heute klar zu formulieren, was ich möchte, damit mich der Andere verstehen kann und es gelingt mir heute leichter bei meinem Chef anzusprechen, was mir wichtig ist, zum Beispiel, dass ich einen zusätzlichen Kollegen zum Betonieren brauche. Ich akzeptiere und respektiere jetzt auch besser meine eigenen Grenzen. Meine Gefühle besser wahrnehmen und frühzeitig merken, was mit mir los ist, ist mir wichtig geworden. Ich weiß heute, dass ICH für meine Gesundheit verantwortlich bin, sie pflegen muss und nicht überfordern darf. Akzeptanz, Bindung und Bildung ist mein Leben geworden. Dadurch kann ich mich von allem Unguten trennen und das ABB-Gesundheitsverhalten zeigt mir, wie ich Gutes aufbauen kann. Ich mache damit viele gute Erfahrungen.

4 Resümee – Die Gesundheit nimmt zu durch das ABB-Gesundheitsverhalten

Ich blicke jetzt auf viele Jahre ABB-Gesundheitsverhalten zurück und erlebe mich jetzt als einen veränderten Menschen, der sich bemüht bewusster zu leben. Es ist für mich eine Freiheit, meinen Tagesablauf nicht mehr vom Alkohol, Leistung, Gutes tun müssen, negativen Gefühlen und von allem Unguten bestimmen zu lassen. Meine Gesundheit hat zugenommen: Ich bin dauerhaft abstinent. Meine verschiedenen Ängste sind auf ein normales Maß reduziert. Ich bin kaum noch krank. Meine ständigen Magenschmerzen, Darmschmerzen und Rückenschmerzen, Unruhe und Brustschmerzen sind weg und mein Rücken fühlt sich besser an. Ich habe keine Panikattacken mehr, leide nicht mehr unter Luftnot. Durch das ABB-Gesundheitsverhalten sind ich, meine Frau und meine Tochter seelisch wie körperlich gesünder geworden. Es lohnt sich für die ganze Familie. Das ist für mich eine tolle Erfahrung.
Ich akzeptiere: Es ist notwendig an meiner persönlichen Entwicklung ständig zu arbeiten, um eine dauerhafte, zufriedene Abstinenz beizubehalten. Denn Alkoholsucht mit ihren Gewohnheiten ist eine chronische Krankheit und Co-Abhängigkeit ist vergleichbar. Die alten Gewohnheiten haben immer noch Macht, wenn ich den Dreier-Schritt des ABB-Gesundheitsverhaltens nicht ernst nehme. Die Akzeptanz der Erinnerung an den Schmerz, an das Ungute von damals, hilft mir sehr dran zu bleiben beim Dreier-Schritt und mich für das Gute zu entscheiden.

Auch ist mir die Beziehung zu Gott wichtig geworden. Ich kann heute Belastendes an Gott abgeben und um Schutz und Gelingen beim Allerhöchsten bitten. So bin ich nicht mehr allein, mein Gott ist bei mir. Ich bin in Gott geborgen. Zurück zu Gott und zurück zu meiner Kraft. Seine Liebe und Wertschätzung machen mich reich, und das Wissen, von ihm geliebt zu sein, gibt meinem Leben Wert, Bedeutung und Sinn. Mein Leben ist ein großes Stück sinnvoller geworden. Ich achte heute auf meine Selbstgespräche. Ich kann heute wieder lachen.

Ich freue mich über meine Entwicklung, über meine neue gute Qualität in meinem Leben und ich danke für alle Hilfe und Unterstützung, die ich erfahren habe und bin auch bereit anderen zu helfen. Mir ist es heute wichtig, meine Geschichte zu erzählen – für mich selbst und für diejenigen, die noch kämpfen. Und die dringend hören müssen: Du kannst das auch schaffen. Du bist nicht allein.

Zuletzt noch ein Textabschnitt aus:
Verena Kast „Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben – Die Kraft des Lebensrückblicks“ 

„Der Gedächtnisforscher Daniel Schacter ist der Ansicht, (…) erzählend erzählen wir uns auch selbst unser Leben, stehen wir im Dialog mit uns selbst, der Welt und unserer Lebensgeschichte, verknüpfen Geschichten und verstehen uns als Menschen (…). Um sich zu erinnern, muss man sich keine große Mühe geben. Wir erinnern uns ständig; was immer wir erleben, lesen, sehen, hören, das kann als Abrufreiz fürErfahrungen aus dem eigenen Leben benützt werden. (…) Allerdings gibt es eine Einschränkung: Was gefühlsmäßig nicht bedeutsam ist, wird nicht erinnert.“
Einer erinnert sich: Ich hatte eine tragende Rolle gespielt in einem Theaterstück in der Schule. Das sagte ein anderer: Das stimmt doch gar nicht, du hattest doch nur eine ganz kleine Rolle. Ich hingegen wusste, dass diese Rolle, diese Erfahrung mir half, mein Selbstwertgefühl und mein Leben dauerhaft zu verbessern. (Vgl. Kast, Verena (2014): Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben,  Freiburg: Verlag Herder, S. 37 – 39)

Unsere Erfahrungen können uns also stark helfen, unserem Leben eine gute dauerhafte Richtung zu geben: z. B. das was ungut im Leben war, ich kann heute viel dafür tun, dass dieses Ungute nicht mehr zurückkommt.

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