Seminar "Sucht, Sinn und Persönlichkeitsentwicklung"

„Während ich früher meine sinnvollen Entscheidungen durch mein Selbstmitleid komplett blockiert habe – andere hätten doch für meine Zufriedenheit sorgen sollen – fühle ich mich heute für mein Wohlbefinden selbst verantwortlich und kann mit meinen Fehlern lockerer umgehen.“ Dies war eine der typischen Aussagen nach dem Seminar „Sucht, Sinn und Persönlichkeitsentwicklung“ mit Sozial-Therapeut Walter Munk. Veranstalter war der Verein Freie Suchtselbsthilfe Nördlingen.

Walter Munk, Dipl. Sozialpädagoge (FH), der das achtteilige, professionelle Seminar leitete, verfügt über Kenntnisse der Logotherapie mit Existensanalyse, Sozialtherapeut psycho-analytisch orientiert, Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz und ihre Anwendung in der Beratungs- und Therapiepraxis.
Die Seminarreihe „Sucht, Sinn und Persönlichkeitsentwicklung“ war für die Teilnehmer ein Schlüsselerlebnis, um ihre blockierenden Lebenskonzepte, die ihr Leben negativ prägten, zu verändern. Über die Bildhaftigkeit der therapeutischen Angebote konnten die Teilnehmer ihre emotionalen Tiefenschichten erreichen. „Änderung setzt Bejahung, Stellungnahme zu etwas voraus, wofür man sich öffnen und was man verstehen möchte. Denn Leben, das abgelehnt wird, verschließt sich – das angenommen wir, öffnet sich“. Formen der Ablehnung sind etwa Leugnung, Schönreden, Schuldzuweisungen, meinen, den anderen retten zu können etc.. Um diesen negativen Kreislauf ins Gute umzukehren, ist der Dreier-Schritt sehr hilfreich.
1. Akzeptanzliste mit Umkehrerfahrungen.
2. Eine gute Bindung zu mir aufbauen, indem ich a) zu meiner Geschichte stehe, b) zu meinen Notständen stehe, c) offen mit meinen Schwächen umgehe und ganz wichtig: d) meine Scham überwinde.
3. Bildung: Durch mein erworbenes Wissen bau ich mein Gesundheitsverhalten auf (siehe Arbeitsblätter). Gleichzeitig trenne ich mich von meinen schädlichen Gewohnheiten. 
Der Fachbegriff dazu ist: Ich überschreibe meine ungesunden Gewohnheiten.
Teilnehmer berichten über diesen Prozess, sie erleben ein Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit, und haben zu ihren schmerzlichen Gefühlen einen wohltuenden Abstand gefunden.

Ein „Schwimmgürtel“, der trägt, wenn die Kräfte versagen…

Walter Munk verglich die sinnvolle Lebensbejahung (Stellungnahme) zu etwas, mit einem „Schwimmgürtel, der auch dann noch trägt, wenn die eigenen Kräfte versagen“. Über die Beschäftigung mit existentiellen Fragen fanden die Teilnehmer Kontakt zu ihren schlummernden Möglichkeiten.

Es taten sich Türen auf, Weichen wurden anders gestellt und eigene Sackgassen wurden erkannt. Bei Entscheidungen bekamen die Teilnehmer ein Gespür dafür, welchen inneren Stimmen sie Gehör schenken wollen: „Den Stimmen, die nein sagen zur Ablösung von dem alten Lebensweg, und denen, die ja sagen zum sinnvollen, lebensbejahenden Weg.“ Der erlebte Zugewinn lag darin, die gewonnenen Einsichten in das Alltagsleben zu integrieren, beispielsweise ein Mehr an Beziehungsfähigkeit, mehr Mut zu etwas, oder seiner eigenen Wahrheit nicht mehr auszuweichen.

Vier kulturelle Entwicklungen, die zu Fehlhaltungen führen

Die therapeutische Hilfestellung erfolgte auf den drei Sinnebenen nach V. E. Frankl, dem Begründer der Logotherapie. Es werden unterschieden: Erlebniswerte, schöpferische Werte und Einstellungswerte.
Auf dieser Basis wurden vier kulturelle Entwicklungen herausgearbeitet, die zu Fehlhaltungen führen und die der Referent so beschrieb:
• Wertevakuum: Wir haben heutzutage zwar viele Wahlmöglichkeiten, aber wir befinden uns in einem Wertevakuum und verfügen kaum über Orientierung, die unsere Wahl erleichtern könnte. Die Freiheit zu haben, das zu tun, was wir für das Beste halten. Doch woher wissen wir, wie definieren wir, was das Beste für uns ist? Ein Wertevakuum ist die ideale Brutstätte für die Ausbildung von blockierenden Lebenshaltungen. 
Deshalb ist der Dreier-Schritt eine gute und klare Orientierung.
• Anspruchsdenken: In unserer Zeit herrscht ein ausgeprägtes Anspruchsdenken. Wir glauben ein Recht auf viel Glück sowie auf eine perfekte Beziehung zu haben. Wir erwarten, dass andere unsere Meinung achten, und dass wir uns die meiste Zeit gut fühlen. Wenn diese Erwartungen sich nicht erfüllen, fallen wir oft in die „Grübelfalle“.
• Der zwanghafte Wunsch nach schnellen Lösungen: Gemeint ist unser zwanghaftes Bedürfnis, schnelle Lösungen zu finden, wenn wir niedergeschlagen oder durcheinander sind. Menschen, die dazu neigen, sind weit stärker gefährdet, einem Suchtmittel Zuzusprechen. Eine schnelle Lösung ist seit jeher der Alkohol oder andere Drogen.
• Unsere Kultur der Nabelschau: Wir messen negativen Ereignissen eine zu hohe Bedeutung zu. Nur durch die Analyse der Ursachen für das eigene Unvermögen oder der anderen kommen wir nicht weiter. Das Leben wird noch schwieriger. Der Stress, dem wir ausgesetzt sind, erscheint uns noch schlimmer, wir finden schwerer sinnvolle Lösungen für unsere Probleme.

Positive Erfahrungen

„Der Zugewinn in ihrem Leben wurde für die Teilnehmer in vielfältiger Weise erfahrbar.
Indem sie bei sich selbst begonnen haben erlebten sie, welches Maß an Energie eingespart werden kann. Durch Verzicht, die Schuld auf andere zu schieben und die Übernahme der Verantwortung für sich selbst, machten viele die tolle Erfahrung: Ich habe mein Leben selbst in der Hand.
Der Beginn ist die Akzeptanzliste mit Umkehrerfahrungen und die  Bindung zu sich und anderen und so erlebten sie, dass verantwortlich leben und einen guten Weg zu gehen zusammengehören“
, heißt es im Nachtrag zu den Seminaren.
Abstinente Suchtkranke und Angehörige brachten ihre konkreten Lebensveränderungen etwa so zum Ausdruck:
„Früher war ich mein schärfster Kritiker. Dazu kamen innere Nörgeleien, mich selbst beschimpfen und mich herabsetzen. Meine Gefühle, mein Ärger, meine Enttäuschungen, gut sein wollen etc. haben mich bestimmt. Heute gehe ich sorgsam mit mir um, da ich nur einen begrenzten Vorrat an Energie habe, und tue das, was mir wirklich wichtig ist. Der neue Lebensstil ist am besten zu leben, indem ich den Dreier-Schritt mit Akzeptanzliste und Umkehrerfahrung, Bindung und Bildung praktiziere.“
Eine weitere Stimme: „Früher habe ich mir eine starke Fassade aufgebaut, so dachte jeder, ich habe alles im Griff. Heute bemühe ich mich, meine Gefühle zu akzeptieren und es ist mir wichtig, meine Gefühle ehrlich mitzuteilen. So kann ich leichter meine Ängste loslassen, öffne mich für das Gute, ohne mir mit dem Guten Druck zu machen und bitte um Hilfe.  Zu meiner Geschichte zu stehen fühlt sich heute gut an und ich merke, dass meine Kraft für mich übrig bleibt. Es ist ein gutes Gefühl, Kraft zu haben für das Gute.“
Ein anderer Teilnehmer bilanziert: „Früher habe ich mich mit Arbeit zugestopft, dass ich keine Zeit hatte, über mich nachzudenken. Heute nehme ich mir die Zeit, das RADIKAL zu akzeptieren was ist, und gleichzeitig sorge ich für eine gute Bindung zu mir selbst. Zusätzlich nehme ich mir Zeit für Bildung: Ich erwerbe mir Wissen durch Arbeitsblätter. Ich verstehe dadurch meine Krankheit besser und vor allem verstehe ich besser, wie ich für ein gesundes Verhalten, ein sinnvolles Leben selbst sorgen kann. Über dieses Wissen ordne ich mein Leben leichter nach Sinnvollem und weniger Wichtigem. Es fühlt sich gut an.“

Bedürfnisse ansprechen 

Andere kamen zum Ergebnis: „Früher war mein Reden mit Du-Botschaften und Vorwürfen gespickt und ich wunderte mich, dass es oft zum Streit kam. Heute rede ich über meine Bedürfnisse und Wünsche und kann den anderen besser zuhören. Dadurch mache ich viele gute Erfahrungen. Der erste Schritt ist meine Akzeptanzliste immer mit der Umkehrerfahrung zum Guten. Ich sorge für eine gute Bindung zu mir selbst und nehme mir Zeit für Bildung. Mit den Arbeitsblättern erkenne ich, wie ich meine schädlichen Gewohnheiten ersetzen, überschreiben kann. So nehme ich einen guten Weg und verlasse den alten Weg, mit den vielen negativen Wiederholungen. Es ist für mich eine Kraftquelle geworden, mit diesem erworbenen Wissen mein Leben besser zu ordnen. Ich habe nun Zugang zu einer inneren Stärke.“ 
Schließlich resümierte ein Betroffener: “ Heute ist mir klar: Eine gute Veränderung ist ein lebenslanger Prozess, ist ein Marathon. Dafür brauche ich die Gruppe und die ehrlichen, authentischen Vorbilder der Gruppenmitglieder und die Gruppe braucht mich als ehrliches Mitglied. Mir hilft sehr, wie ich von anderen gesehen werde, weil ich oft mein altes, schädliches Verhalten nicht erkennen kann. 

Kontakt:
Natalja Lange – 09087/920581
info@freundeskreis-sucht-noerdlingen.de
www.freie-suchtselbsthilfe-nördlingen.de

Walter Munk Dipl.-Sozialpädagoge (FH),
Sozialtherapeut psychoanalytisch-orientiert (GVS),
Logotherapie mit Existenzanalyse,
Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz

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