1 Ich mache mir klar, was Alkoholabhängigkeit/Sucht für mich bedeutet
Ich habe den Alkohol benutzt, um lockerer, mutiger und selbstsicherer zu werden. Einfach um mich besser zu fühlen.
1.1 Die Entwicklung zur Abhängigkeit vollzieht sich bei mir schleichend und unauffällig.
a) Kennzeichen sind folgende Entwicklungen:
b) Persönlichkeitsabbau (Absturz und Tiefpunkt) durch meine Abhängigkeit.
c) Ich benutzte den Alkohol, um folgende Wirkungen zu erzielen:
2 Schriftliche Rückmeldungen von Bezugspersonen.
a) Schreibe alle schriftlichen Rückmeldungen Deiner Bezugspersonen zusammen.
Ehefrau: Bei meiner Frau war ständig die Ungewissheit: wie kommt er heute wieder heim? Sie wusste nicht mehr, was sie machen soll, hatte Zweifel, ob es richtig war, mir das Trinken zu „verbieten“. Sie fühlte sich allein gelassen, ratlos, enttäuscht, kraftlos und hilflos. Den Gedanken an Trennung wollte sie nicht zulassen, denn unsere Kinder sollten nicht ohne Vater aufwachsen. Oft dachte sie: Ich habe genug, ich weiß nicht mehr weiter.
Meine Frau sagt mir auch: Sie könne mir eine reinhauen, wenn ich bei einer Diskussion dasitze wie ein begossener Pudel und mir, wie so oft, nicht mehr einfalle, was ich noch sagen könne.
Wenn ich abends „stundenlang“ von der Arbeit erzähle, anstatt wie es mir geht, was ich denke und fühle, was mich beschäftigt, muss sie das Gespräch stoppen, da sie wütend wird, weil wir dieses Thema schon so oft besprochen haben, und dass sie diese ständigen Wiederholungen leid ist. Ich wurde dann immer sauer, denn jetzt erzähle ich schon von mir und ich mache ihr es schon wieder nicht recht.
Heute bin ich dabei, dass ich bei meiner Frau nicht mehr ablade und sie mir nicht mehr zuhören muss, bis es mir besser geht. Obwohl ich schon 13 Jahre abstinent bin, bin ich gerade dabei zu akzeptieren: für mein gutes Befinden bin ich selbst zuständig. Diese neue positive Ausrichtung kam auch dadurch zustande, dass ich eine neue Gruppenleitung haben. Das A und O ist nun für mich, dass ich auf eine gute Körperenergie achte. Wenn ich daran denke, gehe ich an die Kreuzung zurück, wo ich falsch abgebogen bin. Ich baue meine Körperenergie etwa durch Tiefen-Atmung auf. So bekomme ich wieder Bindung zu mir, denn Bindung zu mir in Verbindung mit Akzeptanz steht jetzt an erster Stelle. Ich schaffe es dann etwa, aktiv zuzuhören, anstatt dagegen zu denken und gleichzeitig den Mund nicht mehr aufbekomme.
So kann ich besser mit den Untugenden meiner Frau umgehen. Denn wenn ihr was nicht passt, fährt sie gerne aus der Haut. Das sah dann so aus, dass sie unendlich auf mich einredete, bis ich weggelaufen bin – etwa mit den Hunden oder in ein anderes Zimmer ging. Mit diesen Wutanfällen kann ich jetzt besser umgehen, wenn ich eine gute Körperenergie aufgebaut habe. Dann kann ich STOPP! zum Schreien sage und sagen: „Ich höre dir gerne zu, wenn du ruhig mit mir redest.“. Heute ist mir meine seelische und körperliche Gesundheit ganz wichtig und dazu brauche ich die Gruppe.
Verwandte: Sie waren erschrocken und ungläubig über meine Entscheidung zur Abstinenz. Für meine Eltern gibt es bei mir kein Alkoholproblem. Für mein Trinken gaben sie meiner Frau die Schuld und mit ihnen habe das nicht zu tun. Die Eltern können gar nicht verstehen, dass ich immer noch in eine Selbsthilfegruppe gehe, das müsse doch auch mal vorbei sein – absolutes Unverständnis. Wobei ein Neffe von meiner Mutter schwere Schäden hat, obwohl er nicht mehr trinkt. Es gibt auch ein „zu spät“.
b) Schreibe so präzise wie möglich auf, was für Gedanken, Gefühle bei Dir hochkommen, wenn Du die Aufzeichnungen liest.
Gefühle zu meinem Ehefrau:
Gefühle zu meinen Verwandten:
3 Was mache ich heute anders, anstatt meiner früheren Verhaltens- und Denkweisen und Gefühlsmustern?
Anstatt: Immer nett und hilfsbereit zu allem „Ja“ sagen.
Jetzt: Erst wenn ich eine gute Körperenergie habe, die ich mir aufbaue, auch mit der Gruppe, schaffe ich es, meine Komfort-Zone zu verlassen. So kann ich authentisch entscheiden, was wichtig ist.
Anstatt: Rückmeldungen dir mir nicht passen, als Kritik und Angriff auf mich zu sehen.
Jetzt: Gewohnheit kann ich nun verändern, da Akzeptanz und Bindung zu mir an erster Stelle kommen. Dann schaff ich es, Rückmeldungen nicht mehr persönlich zu bewerten. So kommt ein Lernprozess bei mir in Gang, der nicht mehr durch Panik, Gegenaggression, Wutausbrüche behindert wird. Richtig ist auch: nach wie vor brauche ich Rückmeldungen für eine Selbsteinschätzung.
Anstatt: Auf Vieles was mir nicht passt, reagiere ich wütend und aufbrausend.
Jetzt: Ich lerne immer noch, mich zu beruhigen, um dann klar über die Situation nachzudenken. Für eine gute Körperenergie zu sorgen ist nach wie vor das A und O. Erst dann denke ich über mögliche Lösungen nach.
Anstatt: Wichtige Anrufe und Termine vor mir herzuschieben ist normal.
Jetzt: Nur wenn ich Anrufe und Termine durch einen Tagesplan ordne, schaffe ich meine Gewohnheiten zu verändern.
Anstatt: Vor Absprachen und unangenehmen, klärenden Gesprächen auszuweichen und davonzulaufen (mit den Hunden).
Jetzt: Mein negatives Kopfkino bei Belastungen kann ich nur ändern, indem ich wie schon gesagt, für eine gute Körperenergie sorge. Hilfreich ist auch, wenn ich um Schutz und Gelingen beim Allerhöchsten bitte. So bin ich nicht mehr allein, mein Gott ist bei mir. Zurück zu Gott und zurück zu meiner Kraft. Sich trennen von dem Alten und Gutes aufbauen. Ich denke immer an die Wegkreuzung.
Anstatt: Meine Sichtweise und Meinung bedeckt zuhalten und lieber mal nichts sagen.
Jetzt: Ich bin in Gott geborgen. So kann ich die Meinung des Anderen ernst nehmen, mit Gottes Hilfe. Mit Akzeptanz und guter Bindung zu mir, lerne ich mich gut und angemessen zu vertreten, ohne dass ich Recht haben muss wie früher.
Anstatt: Ich war immer der Meinung, wenn es meiner Frau gut geht, wenn sie zufrieden ist, geht es mir auch gut. Ich bin schon aufgesprungen und wollte loslegen, da wusste ich noch nicht einmal, was sie eigentlich von mir will.
Jetzt: Heute spüre ich immer noch den Drang loszulegen, auch wenn ich noch gar nicht weiß, um was es geht. Auch hier gilt mit guter Körperenergie, mit Akzeptanz und guter Bindung zu mir – wie zu eigenen Notständen stehen können, mit Schwächen gut umgehen können – dann bin ich erst mal bei mir. So löse ich mich von dem voreiligen Gehorsam, ICH und nicht meine Frau ist für mein Befinden zuständig.
4 Beruhigung
Jetzt kommen wir zum wichtigen Schritt: schreibe auf, wie Du Dich beruhigst/entspannst, locker machst, damit Du immer wieder anstatt wie früher zu reagieren, zu fühlen und zu denken, Dich besser verhältst und Du dich dabei auch wohler fühlst.
Das Negative/der Saboteur drängt sich auf. Wir können immer wählen zwischen Bejahender und Verneinder Stimme. Je mehr ich mich auf das fixiere, was mich behindert, auf meine Unfähigkeit, auf meine Fehler, Sorgen und Schwäche, desto resignierter werde ich. Es ist wichtig, dass ich lerne meine negativen Stimmen wahrzunehmen. Eine negative Stimme von mir die ich wahrnehme ist z.B.
Ich meine, ich habe etwas verstanden und habe gar nicht richtig zugehört.
Das verbündete Ja (Akzeptanz, Bindung und Bildung) äußert sich nicht gleich und sofort. Ich kann mich auf das Ja nur ausrichten in einer ruhigen, inneren Haltung. Wenn ich Abstand/Gelassenheit habe und zur Ruhe komme, finde ich für mich eine gute Lösung.
Zentrale Aussage zum Punkt der Beruhigung:
Stressforscher sagen: „Wenn ich eine kritische Situation gleich zu Beginn gedanklich durch ein Ja entschärfen kann, vermeide ich heftige, schädliche, langfristige Stressreaktionen.“
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